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Mittwoch, 22. März 2023
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Dass die Fussballspiele des FC Winterthur ein grosses Erlebnis sind, wusste ich schon lange. Nun habe ich es selbst erlebt. Als absoluter Fussball-Laie besuchte ich kürzlich zum ersten Mal einen Match des FCW. Was für ein Spiel, was für eine... weiterlesen
TV:«Fussball-EM-Qualifikation Weissrussland – Schweiz» Nach der aus Schweizer Sicht mässigen Fussball-WM im letzten Jahr steht für unsere Nati nun die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland an. Der erste Gegner für die... weiterlesen
Ganz unverhofft begegnete ich neulich auf Instagram einem Pärli-Bild, das mich staunen liess. Dabu (kl. Bild) von Dabu Fantastic zeigte in seiner Insta-Story ein Kuschel-Bild von sich und einer Frau. Dazu postete der Musiker den Song «Liebi.. weiterlesen
Die Solidarität mit der Ukraine ist gross, aber nicht einhellig. Es gibt zu allem die andere Meinung – hier ein Bericht über eine kleine Polemik.
Beflaggung Sie ist schon etwas angebleicht und an den Rändern zerrissen, die ukrainische Fahne am Giebel des Stadthauses. Die Flagge wirkt ansonsten fröhlich, das Blau oben soll für den ukrainischen Himmel stehen, unter dem golden der Weizen reift. Gelb gibt es übrigens in der Flaggenkunde nicht, nur das Metall Gold, entsprechend auch kein Weiss, sondern nur Silber. Die Farben der Fahne gehen weit zurück ins Mittelalter, auf die damaligen Herrscher von Kiew.
«Mir gefällt diese Fahne nicht», sagt Peter Diethelm, «einfach zwei Farben nebeneinander. Auch die Solothurner Fahne finde ich langweilig.» Diethelm ist in Winterthur aufgewachsen, lebt heute im Kanton Schaffhausen, hält sich aber weiterhin häufig in seiner Heimatstadt auf. Um Schönheit geht es ihm aber zuletzt. «Einfach eine fremde Fahne am wichtigsten Gebäude in Winterthur, nur diese eine fremde Fahne, das ist doch nicht statthaft», sagt er.
Diethelm ärgert sich gewaltig, greift im Juni im letzten Jahr in die Tastatur und mailt einen Beschwerdebrief an die Kommunikation der Stadt. In diesem Brief tritt eine Haltung zutage, die der Nato die Verantwortung für den Ukraine-Krieg zuschiebt. Den russischen Überfall auf die Ukraine billigt Diethelm zwar nicht, versucht ihn aber zu erklären. Dieses Denkmuster ist verbreitet. Selbst gut informierte Analysten vor allem in Deutschland folgen ihm. Diethelm schreibt weiter: «Aus diesem Grund bitte ich Sie höflich, wieder die schöne heimische Flagge mit den zwei roten Löwen wehen zu lassen. So fühlen sich wieder alle Winterthurer zu Hause.»
Die Antwort übernimmt Stadtschreiber Ansgar Simon. Er lehnt Diethelms Anliegen ab und schreibt im Namen der Stadt: «Angesichts der zahlreichen zivilen Opfer, der Zerstörung ganzer Städte und Landschaften in der Ukraine und der Millionen von Flüchtlingen, von denen einige auch in unserer Stadt Schutz suchen, können wir Ihre Bedenken nicht teilen.» In der Tat ist die Welle der Solidarität in Winterthur und anderswo mit den Menschen in der Ukraine gewaltig. Viele Haushalte in Winterthur haben sogar privat ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Die ukrainischen Fahnen vielerorts in der Stadt waren nicht nur eine Kundgebung für die Solidarität, sondern schlicht auch ein Trost für die Geflohenen. Die Fahne bleibt also.
Diethelm ärgert sich über diese Antwort. Er antwortet dem Stadtschreiber, nennt in seinem Brief den Stadtrat geschichtsblind, kopflos und uninformiert. Die Stadt bete ja auch nur dasselbe Mantra herunter wie die Medien. Doch genau diese sollen ihm helfen. Diethelm schreibt einen längeren Leserbrief an den «Landboten», den dieser in voller Länge abdruckt.
Im Leserbrief ebenso in seiner Replik an den Stadtschreiber bringt er nun den zweiten Irak-Krieg als Argument vor. Die USA und einige Verbündete überfielen unter Präsident George W. Bush 2003 den Irak. Frei erfunden war der Vorwand für den Angriff: Der Irak besitze Massenvernichtungswaffen. Wieso, fragt sich Diethelm, hat man damals keine irakische Fahne an das Stadthaus gehängt?
Wahrscheinlich, weil beide Kriege nicht vergleichbar sind. Der Unterschied liegt aber vor allem auf der Gefühlsebene. Die Russen führen ihren Krieg gezielt gegen die Zivilbevölkerung. Die Bilder davon sind verstörend. Die Menschen in Europa reagieren mit Empörung und Mitgefühl für die Opfer. Auch Private hängen die blau-goldene Fahne an ihre Fenster. Diethelm sagt indes, dass er in seinem weiten Bekanntenkreis niemanden kenne, der sich nicht an der Fahne am Stadthaus störe. In solchen Fragen Mehrheiten zu ermitteln, ist unmöglich.
Vom «Landboten» hat Diethelm einen Tipp bekommen. Die Redaktion lehnte es ab, über Diethelms Anliegen im redaktionellen Teil zu berichten. Logisch, denn es gibt ja keinen aktuellen Anlass für die Geschichte. Anders wäre es, wenn zum Beispiel ein Vorstoss im Parlament in der Sache auf dem Tisch liege.
Diethelm lässt sich das nicht zweimal sagen. Er wendet sich an die SVP-Parlamentarierin Maria Wegelin. Von ihr erwartet er am ehesten eine kritische Haltung der Stadt gegenüber. Doch er täuscht sich. Die SVP-Fraktion bespricht das Thema und beschliesst, nichts zu unternehmen. Wegelin antwortet Diethelm erst, als er versucht, sie telefonisch zu erreichen. «Die Prioritäten [der SVP] werden momentan anders gesetzt: Thema Strommangellage ...», schreibt Wegelin. Sie informiert Diethelm allerdings darüber, dass sich noch eine andere Person wegen der ukrainischen Flagge an sie gewendet habe.
Dies bleibt der einzige kleine Erfolg Diethelms. Er schreibt noch einen Brief an Wegelin, und er ruft die «Winterthurer Zeitung» an. Hier ist man der Ansicht, dass es eben immer auch die andere Meinung gibt, die Aufmerksamkeit verdient. Diethelm hat jedoch inzwischen aufgegeben. «Ich habe Wichtigeres im Leben zu tun, als wegen dieser Fahne meine Zeit zu verblöden.»
Christian Felix
Die Solidarität mit der Ukraine ist gross, aber nicht einhellig. Es gibt zu allem die andere Meinung – hier ein Bericht über eine kleine Polemik.
Beflaggung Sie ist schon etwas angebleicht und an den Rändern zerrissen, die ukrainische Fahne am Giebel des Stadthauses. Die Flagge wirkt ansonsten fröhlich, das Blau oben soll für den ukrainischen Himmel stehen, unter dem golden der Weizen reift. Gelb gibt es übrigens in der Flaggenkunde nicht, nur das Metall Gold, entsprechend auch kein Weiss, sondern nur Silber. Die Farben der Fahne gehen weit zurück ins Mittelalter, auf die damaligen Herrscher von Kiew.
«Mir gefällt diese Fahne nicht», sagt Peter Diethelm, «einfach zwei Farben nebeneinander. Auch die Solothurner Fahne finde ich langweilig.» Diethelm ist in Winterthur aufgewachsen, lebt heute im Kanton Schaffhausen, hält sich aber weiterhin häufig in seiner Heimatstadt auf. Um Schönheit geht es ihm aber zuletzt. «Einfach eine fremde Fahne am wichtigsten Gebäude in Winterthur, nur diese eine fremde Fahne, das ist doch nicht statthaft», sagt er.
Diethelm ärgert sich gewaltig, greift im Juni im letzten Jahr in die Tastatur und mailt einen Beschwerdebrief an die Kommunikation der Stadt. In diesem Brief tritt eine Haltung zutage, die der Nato die Verantwortung für den Ukraine-Krieg zuschiebt. Den russischen Überfall auf die Ukraine billigt Diethelm zwar nicht, versucht ihn aber zu erklären. Dieses Denkmuster ist verbreitet. Selbst gut informierte Analysten vor allem in Deutschland folgen ihm. Diethelm schreibt weiter: «Aus diesem Grund bitte ich Sie höflich, wieder die schöne heimische Flagge mit den zwei roten Löwen wehen zu lassen. So fühlen sich wieder alle Winterthurer zu Hause.»
Die Antwort übernimmt Stadtschreiber Ansgar Simon. Er lehnt Diethelms Anliegen ab und schreibt im Namen der Stadt: «Angesichts der zahlreichen zivilen Opfer, der Zerstörung ganzer Städte und Landschaften in der Ukraine und der Millionen von Flüchtlingen, von denen einige auch in unserer Stadt Schutz suchen, können wir Ihre Bedenken nicht teilen.» In der Tat ist die Welle der Solidarität in Winterthur und anderswo mit den Menschen in der Ukraine gewaltig. Viele Haushalte in Winterthur haben sogar privat ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Die ukrainischen Fahnen vielerorts in der Stadt waren nicht nur eine Kundgebung für die Solidarität, sondern schlicht auch ein Trost für die Geflohenen. Die Fahne bleibt also.
Diethelm ärgert sich über diese Antwort. Er antwortet dem Stadtschreiber, nennt in seinem Brief den Stadtrat geschichtsblind, kopflos und uninformiert. Die Stadt bete ja auch nur dasselbe Mantra herunter wie die Medien. Doch genau diese sollen ihm helfen. Diethelm schreibt einen längeren Leserbrief an den «Landboten», den dieser in voller Länge abdruckt.
Im Leserbrief ebenso in seiner Replik an den Stadtschreiber bringt er nun den zweiten Irak-Krieg als Argument vor. Die USA und einige Verbündete überfielen unter Präsident George W. Bush 2003 den Irak. Frei erfunden war der Vorwand für den Angriff: Der Irak besitze Massenvernichtungswaffen. Wieso, fragt sich Diethelm, hat man damals keine irakische Fahne an das Stadthaus gehängt?
Wahrscheinlich, weil beide Kriege nicht vergleichbar sind. Der Unterschied liegt aber vor allem auf der Gefühlsebene. Die Russen führen ihren Krieg gezielt gegen die Zivilbevölkerung. Die Bilder davon sind verstörend. Die Menschen in Europa reagieren mit Empörung und Mitgefühl für die Opfer. Auch Private hängen die blau-goldene Fahne an ihre Fenster. Diethelm sagt indes, dass er in seinem weiten Bekanntenkreis niemanden kenne, der sich nicht an der Fahne am Stadthaus störe. In solchen Fragen Mehrheiten zu ermitteln, ist unmöglich.
Vom «Landboten» hat Diethelm einen Tipp bekommen. Die Redaktion lehnte es ab, über Diethelms Anliegen im redaktionellen Teil zu berichten. Logisch, denn es gibt ja keinen aktuellen Anlass für die Geschichte. Anders wäre es, wenn zum Beispiel ein Vorstoss im Parlament in der Sache auf dem Tisch liege.
Diethelm lässt sich das nicht zweimal sagen. Er wendet sich an die SVP-Parlamentarierin Maria Wegelin. Von ihr erwartet er am ehesten eine kritische Haltung der Stadt gegenüber. Doch er täuscht sich. Die SVP-Fraktion bespricht das Thema und beschliesst, nichts zu unternehmen. Wegelin antwortet Diethelm erst, als er versucht, sie telefonisch zu erreichen. «Die Prioritäten [der SVP] werden momentan anders gesetzt: Thema Strommangellage ...», schreibt Wegelin. Sie informiert Diethelm allerdings darüber, dass sich noch eine andere Person wegen der ukrainischen Flagge an sie gewendet habe.
Dies bleibt der einzige kleine Erfolg Diethelms. Er schreibt noch einen Brief an Wegelin, und er ruft die «Winterthurer Zeitung» an. Hier ist man der Ansicht, dass es eben immer auch die andere Meinung gibt, die Aufmerksamkeit verdient. Diethelm hat jedoch inzwischen aufgegeben. «Ich habe Wichtigeres im Leben zu tun, als wegen dieser Fahne meine Zeit zu verblöden.»
Christian Felix
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