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Montag, 29. Mai 2023
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Was würdest du wählen? Von einem Hai gefressen zu werden oder von einem Hochhaus zu springen? Neugierige kleine Augen blicken mich fragend an. Die grossen Fragen kommen von den Kleinen. Was wäre wenn ... Auf die Selbstbestimmung von Tod und... weiterlesen
TV:«Mario Puzo’s Der Pate: Der Tod von Michael Corleone» In der 2020 erstellten Schnittfassung von «Der Pate – Teil III» wurden vor allem am Anfang und Ende gegenüber dem Ursprungsfilm von 1990 leicht verändert. Zur Story: Im Jahr 1979 lebt... weiterlesen
Winterthur verdankt seine Existenz als Grossstadt der Technik und den Fabriken. Die Feier am Technikum erinnert an die Gründerzeit der Industrie.
Studium Die «ZHAW School of Engineering» oder schlicht das Technikum richtet zur Diplomfeier seiner Absolventinnen und Absolventen die «Nacht der Technik» aus. Sie fiel dieses Jahr auf den Freitag, 8. Juli. An dem Abend sind in der Hochschule an der Technikumstrasse eine Reihe von Ausstellungen zu sehen, die eines gemein haben: Sie bringen dem Laienpublikum neue Technologien nahe. Der Andrang in den Ausstellungsräumen ist bemerkenswert, denn draussen auf dem Gelände feiern die Studierenden längst ihr Semesterende. Sie haben 17 harte Wochen hinter sich. So viel Zeit stand ihnen zur Verfügung, um ihre Bachelor-Arbeiten fertigzustellen. Die Ergebnisse verblüffen.
Man sieht eine Reihe von Stangen, auf denen sechseckige Metallplatten ineinander greifen. Die Konstruktion ist die Bachelor-Arbeit von Friedrich Mittenzwei und Philipp Ott im Lehrgang Systemtechnik. Sie dient als Vorsortierer eines Flussreinigungssystems. Grob gesagt trennt das Gerät der beiden Studenten schwimmenden Müll von organischem Material. Das gesamte Flussreinigungssystem wird von der ETH Zürich entwickelt. Der Vorsortierer ist ein an die ZHAW ausgelagertes Teilstück davon. Das System soll ähnlich wie ein Floss auf Flüssen schwimmen und Plastik und Aludosen von der Wasseroberfläche entfernen. Im Ausstellungsraum der Bachelor-Arbeiten ist das Sortiergerät fast das einzige sichtbare und fassbare Teil. Die Hauptausstellung in den Räumen des Technikums steht unter dem Titel «Welt der Daten». Daten kann man nicht in die Hand nehmen. Oder nur ein wenig, wie eine andere Bachelor-Arbeit zeigt.
Es ist heiss geworden im Ausstellungsraum. Die Jungingenieure, die ihre Arbeiten zeigen, schwitzen. Ab und zu wird einer mit den Worten «du bist dran» abgeführt. Zum Bartschneiden. Genau hundert Tage vor der Diplomfeier haben sich die Studenten des Technikums am Justitiabrunnen in der Marktgasse zum letzten Mal rasiert. Seither lassen sie die Bärte wachsen. Jetzt kommen sie weg. Im Rasierraum bietet sich eine Szenerie wie in einer Notfallstation, hellblaue OP-Umhänge, flach gelegte Männer, Frauen mit Schaum und Messer, genauer gesagt, Bartschneider. Gelächter füllt den Raum. Die Frauen, die rasieren, sind Studentinnen des Departements Gesundheit. Einer kleinen Umfrage zufolge sind die meisten Jungingenieure erleichtert, das Gewächs im Gesicht loszuwerden: «Und sonst bleibt zum Trost der Schnauz stehen.»
Friedrich Mittenzwei ist schon rasiert. Simon Uebiger und Lukas Ribi tragen noch Bart. Uebiger hält ein kleines Messgerät in der Hand, das unten spitz zuläuft. So kann man es in den Boden stecken. An der Oberfläche sorgt eine Solarzelle für den Betrieb. Das Gerät erfasst Daten über die Bodenbeschaffenheit. Dazu gehört etwa die Feuchtigkeit. Derzeit bewässern Landwirte in Südeuropa ihre Felder mit Sprühanlagen. Mit dieser Methode vergeuden sie 90 Prozent des kostbaren Nass'. Mit einem Sensor, wie der von Uebiger und Ribi gebaute, führen Gärtnerinnen oder Landwirte Wasser direkt an die Wurzel der Pflanze, und auch nur dann, wenn es notwendig ist. Solche Sensoren werden schon heute eingesetzt, zum Beispiel auf biologischen Beerenplantagen in Spanien. Doch herkömmliche Sensoren sind verkabelt. Die Neuentwicklung aus Winterthur ist unabhängig vom Stromnetz. Die Solarzellen sind so gebaut, dass sie sich rund 500 000 Mal entladen und aufladen können. Sie halten also lange.
Die technische Entwicklung in Winterthur liess ab der Biedermeierzeit vor 1850 die Fabrikschlote rauchen. Noch heute tragen die Studenten des Technikums beim Diplomabschluss Kleider aus dieser Pionierzeit: Frack und Zylinder, während Studentinnen sich mit BiedermeierRöcken und -Hüten kleiden. So besteigen sie am Freitagnachmittag Wagen, die an die Zürcher Streetparade erinnern. An Deck feiern sie, trinken Bier, ziehen so ratternd und dampfend durch die Altstadtgassen. Die Technik der Zukunft, die sie entwickeln, schafft vielleicht eine neue, umweltgerechte Industrie. Die Frage wäre, wie sich das auf die Kleidung an der Diplomfeier 2122 auswirkt.
Christian Felix
Winterthur verdankt seine Existenz als Grossstadt der Technik und den Fabriken. Die Feier am Technikum erinnert an die Gründerzeit der Industrie.
Studium Die «ZHAW School of Engineering» oder schlicht das Technikum richtet zur Diplomfeier seiner Absolventinnen und Absolventen die «Nacht der Technik» aus. Sie fiel dieses Jahr auf den Freitag, 8. Juli. An dem Abend sind in der Hochschule an der Technikumstrasse eine Reihe von Ausstellungen zu sehen, die eines gemein haben: Sie bringen dem Laienpublikum neue Technologien nahe. Der Andrang in den Ausstellungsräumen ist bemerkenswert, denn draussen auf dem Gelände feiern die Studierenden längst ihr Semesterende. Sie haben 17 harte Wochen hinter sich. So viel Zeit stand ihnen zur Verfügung, um ihre Bachelor-Arbeiten fertigzustellen. Die Ergebnisse verblüffen.
Man sieht eine Reihe von Stangen, auf denen sechseckige Metallplatten ineinander greifen. Die Konstruktion ist die Bachelor-Arbeit von Friedrich Mittenzwei und Philipp Ott im Lehrgang Systemtechnik. Sie dient als Vorsortierer eines Flussreinigungssystems. Grob gesagt trennt das Gerät der beiden Studenten schwimmenden Müll von organischem Material. Das gesamte Flussreinigungssystem wird von der ETH Zürich entwickelt. Der Vorsortierer ist ein an die ZHAW ausgelagertes Teilstück davon. Das System soll ähnlich wie ein Floss auf Flüssen schwimmen und Plastik und Aludosen von der Wasseroberfläche entfernen. Im Ausstellungsraum der Bachelor-Arbeiten ist das Sortiergerät fast das einzige sichtbare und fassbare Teil. Die Hauptausstellung in den Räumen des Technikums steht unter dem Titel «Welt der Daten». Daten kann man nicht in die Hand nehmen. Oder nur ein wenig, wie eine andere Bachelor-Arbeit zeigt.
Es ist heiss geworden im Ausstellungsraum. Die Jungingenieure, die ihre Arbeiten zeigen, schwitzen. Ab und zu wird einer mit den Worten «du bist dran» abgeführt. Zum Bartschneiden. Genau hundert Tage vor der Diplomfeier haben sich die Studenten des Technikums am Justitiabrunnen in der Marktgasse zum letzten Mal rasiert. Seither lassen sie die Bärte wachsen. Jetzt kommen sie weg. Im Rasierraum bietet sich eine Szenerie wie in einer Notfallstation, hellblaue OP-Umhänge, flach gelegte Männer, Frauen mit Schaum und Messer, genauer gesagt, Bartschneider. Gelächter füllt den Raum. Die Frauen, die rasieren, sind Studentinnen des Departements Gesundheit. Einer kleinen Umfrage zufolge sind die meisten Jungingenieure erleichtert, das Gewächs im Gesicht loszuwerden: «Und sonst bleibt zum Trost der Schnauz stehen.»
Friedrich Mittenzwei ist schon rasiert. Simon Uebiger und Lukas Ribi tragen noch Bart. Uebiger hält ein kleines Messgerät in der Hand, das unten spitz zuläuft. So kann man es in den Boden stecken. An der Oberfläche sorgt eine Solarzelle für den Betrieb. Das Gerät erfasst Daten über die Bodenbeschaffenheit. Dazu gehört etwa die Feuchtigkeit. Derzeit bewässern Landwirte in Südeuropa ihre Felder mit Sprühanlagen. Mit dieser Methode vergeuden sie 90 Prozent des kostbaren Nass'. Mit einem Sensor, wie der von Uebiger und Ribi gebaute, führen Gärtnerinnen oder Landwirte Wasser direkt an die Wurzel der Pflanze, und auch nur dann, wenn es notwendig ist. Solche Sensoren werden schon heute eingesetzt, zum Beispiel auf biologischen Beerenplantagen in Spanien. Doch herkömmliche Sensoren sind verkabelt. Die Neuentwicklung aus Winterthur ist unabhängig vom Stromnetz. Die Solarzellen sind so gebaut, dass sie sich rund 500 000 Mal entladen und aufladen können. Sie halten also lange.
Die technische Entwicklung in Winterthur liess ab der Biedermeierzeit vor 1850 die Fabrikschlote rauchen. Noch heute tragen die Studenten des Technikums beim Diplomabschluss Kleider aus dieser Pionierzeit: Frack und Zylinder, während Studentinnen sich mit BiedermeierRöcken und -Hüten kleiden. So besteigen sie am Freitagnachmittag Wagen, die an die Zürcher Streetparade erinnern. An Deck feiern sie, trinken Bier, ziehen so ratternd und dampfend durch die Altstadtgassen. Die Technik der Zukunft, die sie entwickeln, schafft vielleicht eine neue, umweltgerechte Industrie. Die Frage wäre, wie sich das auf die Kleidung an der Diplomfeier 2122 auswirkt.
Christian Felix
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