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Montag, 29. Mai 2023
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Was würdest du wählen? Von einem Hai gefressen zu werden oder von einem Hochhaus zu springen? Neugierige kleine Augen blicken mich fragend an. Die grossen Fragen kommen von den Kleinen. Was wäre wenn ... Auf die Selbstbestimmung von Tod und... weiterlesen
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Der Käufer des Seuzacher Saals Oberwis erweist sich als wenig vertrauenswürdig. Er gilt als Mieterschreck und ist offenbar ein Firmenjongleur.
Kirchgemeinde «Wenn Sie keinen Streit wollen, lassen Sie mich in Ruhe», sagt Blerim Bosshart und droht mit Anwälten. «Ich will nicht, dass mein Name in der Zeitung steht. Ich will nicht, dass Sie über meine Firmen schreiben, ich will das nicht», sagt er. Blerim Bosshart ist der Immobilien- und Bauunternehmer, den die reformierte Kirchgemeinde am 7. März als Käufer des Saals Oberwis in Seuzach vorstellte. Bosshart mag die Medien nicht.
Peter Müller, Präsident der Kirchenpflege, wirkt beim ersten Anruf der «Winterthurer Zeitung» zerknirscht. Ihm ist erst nach dem Abschluss des Kaufvertrags mit Bossharts Horlacher Immobilien AG klar geworden, um wen es sich beim Käufer genau handelt. Die Kirchenpflege habe zwar im Internet schon einige kritische Artikel zu Bosshart gesehen: «Aber wir haben das unterschätzt. Wir waren zu sehr auf unser Ziel fokussiert», sagt Müller. Bosshart bot der Kirchgemeinde an, den Saal für weitere fünf Jahre zu nutzen. Das war entscheidend.
Oktober 2019, Oberfeldstrasse 32 in Wülflingen. Bossharts Horlacher Immobilien AG hat ein älteres Miethaus erworben. Ein Mieter* erinnert sich: «Ohne die Hausbewohner zu informieren, begann der neue Besitzer mit Umbauarbeiten. Dazu errichtete er ein Baugerüst, das den Suva-Normen nicht entsprach. Einen Monat nachdem er die Liegenschaft erworben hatte, kündigte er alle Mietverträge.» Bosshart ist in Winterthur bekannt. Im April 2020 griff «Der Landbote» einen weiteren Verstoss gegen das Mietrecht der Horlacher Immobilien auf. Kurdische und syrische Flüchtlinge waren, laut der Zeitung, zum Teil gegen Bezahlung, in eine Liegenschaft in Oberwinterthur gelotst worden. Dort wohnten sie in umgebauten Garagen. Das Baupolizeiamt habe die dunklen, schimmligen Räume gar nicht zum Bezug freigegeben. «Der Landbote» nennt in seinem Bericht den Unternehmer übrigens nicht mit Namen. Denn Bosshart mag die Medien nicht.
Bosshart ist nach eigenen Angaben 1984 in die Schweiz gekommen, aus dem Kosovo. Ursprünglich hiess er Blerim Kugi. Er übernahm später den Namen seiner Frau und damit das Bürgerrecht in Fischingen TG. Frau Bosshart stammt aus Tschechien und hiess einst Monika Fiziová. Aus einer früheren Ehe nahm sie den Namen Bosshart Fiziová mit. 2020 liess sie laut Handelsregister den tschechischen Namensteil streichen.
Im Gespräch mit der «Winterthurer Zeitung» begehrt Bosshart auf: «Ich bin schon lange in der Schweiz, ich arbeite und zahle Steuern. Ich wohne sogar in Seuzach.» Die Sachlage ist eine andere: Nach einigem Nachfragen räumt Bosshart ein, dass er in Feusisberg wohnt und Steuern zahlt. In Seuzach lebt seine inzwischen geschiedene Frau. Dies alles geht aus dem Handelsregister hervor.
Die Horlacher Immobilien AG ist im Handelsregister als Konzern eingetragen. Das Aktienkapital beträgt 20 Millionen Franken, eine beeindruckende Summe. Die Horlacher AG lief ab 2009 unter dem Namen von Monika Bosshart. Der Vorsitz und die Unterschriftenberechtigung gingen erst 2021 an Blerim Bosshart über. Im folgenden Jahr stieg das Aktienkapital spektakulär. Von den 20 Millionen Franken kamen 17,7 Millionen erst 2022 hinzu. In früheren Jahren liefen Bossharts Immobilien- und Baugeschäfte über die WB Generalbau AG. Diese befindet sich derzeit im Konkurs. Zwischenzeitlich war das Konkursverfahren eingestellt, weil keinerlei Aktiven vorhanden waren, nicht einmal genug, um das Verfahren zu zahlen.
«Bosshart wechselt Firmen wie Unterhosen», sagt der Mieter aus der Oberfeldstrasse. In der Tat sind im Handelsregister derzeit vier Firmen unter Blerim Bosshart eingetragen. Mindestens zwei Firmen sind liquidiert, die genannte WB Generalbau nicht mitgezählt. Eines haben alle Firmen gemeinsam: Sie haben ihren Sitz in abgewohnten Mietshäusern an Ortsrändern. So wie in Reiden LU, Feusisberg oder Brugg AG. Sie verfügen weder über Telefonnummern noch Mail- und Internetadressen. In Feusisberg besteht zudem eine Stiftung Bossharts: Die William Stiftung. Der Stiftungszweck ist unter anderem: «(...) wird die Stiftung günstige Unterkünfte und Wohnungen/Häuser im In- und Ausland errichten und zur Verfügung stellen.» Die Vermutung liegt nahe, dass die Stiftung Mieter für Bossharts Liegenschaften vermittelt. Allerdings ist auch nicht auszuschliessen, dass der Unternehmer doch Flüchtlinge und benachteiligte Jugendliche unterstützt. Er ist zudem nie straffällig geworden. «Es ist die Summe von Unkorrektheiten, die Bossharts schlechten Ruf begründet», sagt ein Anwalt des Mieterverbands*. Bosshart besitzt nach eigenen Angaben rund tausend Wohnungen. Im Saal Oberwis plante Bosshart Alterswohnungen. Er habe ein gutes Projekt umsetzen wollen: «Jetzt bin ich enttäuscht. Ich ziehe mich als Käufer zurück.»
Schon jetzt hat die reformierte Kirchgemeinde Seuzach den Verkauf des Saals gestoppt. Falls er ganz scheitert, fällt die Kirchgemeinde wieder auf Feld null zurück. «Das ist eine unglückliche Situation für alle Beteiligten», sagt Manfred Leu, Seuzacher Gemeindepräsident. «Je nach Entwicklung werden wir im Gemeinderat die Lage neu beurteilen.»
Christian Felix
*Namen der Redaktion bekannt
Der Käufer des Seuzacher Saals Oberwis erweist sich als wenig vertrauenswürdig. Er gilt als Mieterschreck und ist offenbar ein Firmenjongleur.
Kirchgemeinde «Wenn Sie keinen Streit wollen, lassen Sie mich in Ruhe», sagt Blerim Bosshart und droht mit Anwälten. «Ich will nicht, dass mein Name in der Zeitung steht. Ich will nicht, dass Sie über meine Firmen schreiben, ich will das nicht», sagt er. Blerim Bosshart ist der Immobilien- und Bauunternehmer, den die reformierte Kirchgemeinde am 7. März als Käufer des Saals Oberwis in Seuzach vorstellte. Bosshart mag die Medien nicht.
Peter Müller, Präsident der Kirchenpflege, wirkt beim ersten Anruf der «Winterthurer Zeitung» zerknirscht. Ihm ist erst nach dem Abschluss des Kaufvertrags mit Bossharts Horlacher Immobilien AG klar geworden, um wen es sich beim Käufer genau handelt. Die Kirchenpflege habe zwar im Internet schon einige kritische Artikel zu Bosshart gesehen: «Aber wir haben das unterschätzt. Wir waren zu sehr auf unser Ziel fokussiert», sagt Müller. Bosshart bot der Kirchgemeinde an, den Saal für weitere fünf Jahre zu nutzen. Das war entscheidend.
Oktober 2019, Oberfeldstrasse 32 in Wülflingen. Bossharts Horlacher Immobilien AG hat ein älteres Miethaus erworben. Ein Mieter* erinnert sich: «Ohne die Hausbewohner zu informieren, begann der neue Besitzer mit Umbauarbeiten. Dazu errichtete er ein Baugerüst, das den Suva-Normen nicht entsprach. Einen Monat nachdem er die Liegenschaft erworben hatte, kündigte er alle Mietverträge.» Bosshart ist in Winterthur bekannt. Im April 2020 griff «Der Landbote» einen weiteren Verstoss gegen das Mietrecht der Horlacher Immobilien auf. Kurdische und syrische Flüchtlinge waren, laut der Zeitung, zum Teil gegen Bezahlung, in eine Liegenschaft in Oberwinterthur gelotst worden. Dort wohnten sie in umgebauten Garagen. Das Baupolizeiamt habe die dunklen, schimmligen Räume gar nicht zum Bezug freigegeben. «Der Landbote» nennt in seinem Bericht den Unternehmer übrigens nicht mit Namen. Denn Bosshart mag die Medien nicht.
Bosshart ist nach eigenen Angaben 1984 in die Schweiz gekommen, aus dem Kosovo. Ursprünglich hiess er Blerim Kugi. Er übernahm später den Namen seiner Frau und damit das Bürgerrecht in Fischingen TG. Frau Bosshart stammt aus Tschechien und hiess einst Monika Fiziová. Aus einer früheren Ehe nahm sie den Namen Bosshart Fiziová mit. 2020 liess sie laut Handelsregister den tschechischen Namensteil streichen.
Im Gespräch mit der «Winterthurer Zeitung» begehrt Bosshart auf: «Ich bin schon lange in der Schweiz, ich arbeite und zahle Steuern. Ich wohne sogar in Seuzach.» Die Sachlage ist eine andere: Nach einigem Nachfragen räumt Bosshart ein, dass er in Feusisberg wohnt und Steuern zahlt. In Seuzach lebt seine inzwischen geschiedene Frau. Dies alles geht aus dem Handelsregister hervor.
Die Horlacher Immobilien AG ist im Handelsregister als Konzern eingetragen. Das Aktienkapital beträgt 20 Millionen Franken, eine beeindruckende Summe. Die Horlacher AG lief ab 2009 unter dem Namen von Monika Bosshart. Der Vorsitz und die Unterschriftenberechtigung gingen erst 2021 an Blerim Bosshart über. Im folgenden Jahr stieg das Aktienkapital spektakulär. Von den 20 Millionen Franken kamen 17,7 Millionen erst 2022 hinzu. In früheren Jahren liefen Bossharts Immobilien- und Baugeschäfte über die WB Generalbau AG. Diese befindet sich derzeit im Konkurs. Zwischenzeitlich war das Konkursverfahren eingestellt, weil keinerlei Aktiven vorhanden waren, nicht einmal genug, um das Verfahren zu zahlen.
«Bosshart wechselt Firmen wie Unterhosen», sagt der Mieter aus der Oberfeldstrasse. In der Tat sind im Handelsregister derzeit vier Firmen unter Blerim Bosshart eingetragen. Mindestens zwei Firmen sind liquidiert, die genannte WB Generalbau nicht mitgezählt. Eines haben alle Firmen gemeinsam: Sie haben ihren Sitz in abgewohnten Mietshäusern an Ortsrändern. So wie in Reiden LU, Feusisberg oder Brugg AG. Sie verfügen weder über Telefonnummern noch Mail- und Internetadressen. In Feusisberg besteht zudem eine Stiftung Bossharts: Die William Stiftung. Der Stiftungszweck ist unter anderem: «(...) wird die Stiftung günstige Unterkünfte und Wohnungen/Häuser im In- und Ausland errichten und zur Verfügung stellen.» Die Vermutung liegt nahe, dass die Stiftung Mieter für Bossharts Liegenschaften vermittelt. Allerdings ist auch nicht auszuschliessen, dass der Unternehmer doch Flüchtlinge und benachteiligte Jugendliche unterstützt. Er ist zudem nie straffällig geworden. «Es ist die Summe von Unkorrektheiten, die Bossharts schlechten Ruf begründet», sagt ein Anwalt des Mieterverbands*. Bosshart besitzt nach eigenen Angaben rund tausend Wohnungen. Im Saal Oberwis plante Bosshart Alterswohnungen. Er habe ein gutes Projekt umsetzen wollen: «Jetzt bin ich enttäuscht. Ich ziehe mich als Käufer zurück.»
Schon jetzt hat die reformierte Kirchgemeinde Seuzach den Verkauf des Saals gestoppt. Falls er ganz scheitert, fällt die Kirchgemeinde wieder auf Feld null zurück. «Das ist eine unglückliche Situation für alle Beteiligten», sagt Manfred Leu, Seuzacher Gemeindepräsident. «Je nach Entwicklung werden wir im Gemeinderat die Lage neu beurteilen.»
Christian Felix
*Namen der Redaktion bekannt
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