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Montag, 29. Mai 2023
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Was würdest du wählen? Von einem Hai gefressen zu werden oder von einem Hochhaus zu springen? Neugierige kleine Augen blicken mich fragend an. Die grossen Fragen kommen von den Kleinen. Was wäre wenn ... Auf die Selbstbestimmung von Tod und... weiterlesen
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«Es gibt keinen Grund, diesen gesunden Baum zu fällen», sagt Martin Doster. Die Stadt sieht das anders. Bild: spo
Die Stadt fällt eine 130-jährige Rotbuche auf einem privaten Grundstück. Sie sei zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Baumexperten widersprechen.
Natur Ungläubig steht Martin Doster vor seinem Haus und schaut zu, wie Arbeiter im Auftrag der Stadt am Mittwoch, 8. März, auf seinem Grundstück seine 130-jährige Rotbuche zersägen. Bewacht von mehreren Polizisten zerteilen schwere Maschinen den Jahrhundertbaum Stück für Stück. «Es tut so weh», sagt Doster, der die Szene aus der Ferne beobachten muss. Seit den 1930er-Jahren sei das Grundstück an der Kreuzung Römer-/Pflanzschulstrasse samt Baum im Familienbesitz. «Das ist Sachbeschädigung. Es gibt keinen Grund, diesen gesunden Baum zu fällen», so Doster. «Es ist ein Skandal, gerade in der Stadt Winterthur, die sich als Gartenstadt rühmt.» Doster wehrt sich seit Monaten dagegen, dass die Stadt seinen Baum fällt.
Das Unverständnis ist auch bei Patrick Staffa gross. Der Winterthurer Spezialist für Baumgutachten sagt: «Es geht keine Gefahr von diesem Baum aus. Es braucht lediglich ein paar Pflegemassnahmen.» Der Riss in der Gabelung mit der lokalen Fäulnis sei mit einer statischen Kronenverankerung unproblematisch. Eine solche Verankerung hat Doster Tage vor der Fällung angebracht. Dass der Baum im Kern gesund ist, zeigen die Daten der Resistograph-Messung von Staffa. Auch er beobachtet die Baumfällung vom Strassenrand aus und sagt: «Es ist heute nicht mehr möglich, dass die Stadt eine so wertvolle Biomasse aufbaut. Der Wert dieser Rotbuche ist nicht hoch genug einzustufen.»
Dass die Stadtpolizei Baumfällaktionen begleitet, kommt in dieser Form sehr selten vor. «Der Grund war in diesem Fall, dass wir den Baum gegen den Willen des Besitzers fällen mussten», sagt Michael Wirz, Mediensprecher der Stadtpolizei Winterthur. Seit Monaten stehen die Stadt und Martin Doster im Clinch. Laut Wirz habe man den Besitzer mehrfach mündlich und schriftlich darauf hingewiesen, dass er Sicherungsmassnahmen treffen müsse. Den Aufforderungen sei er nicht nachgekommen, womit die Stadt den Baum nun als Ultima Ratio zurückschneiden liess. «Um die Sicherheit wiederherzustellen», wie Wirz sagt. Dabei bezieht er sich auf ein Gutachten der Stadt, laut dem der Baum einen grossen Riss im Stamm aufweist und gefällt werden müsse. «Ein Gutachten von Doster haben wir nie gesehen.»
Doster lässt das so nicht gelten. Er habe den Zustand des Baumes von zwei unterschiedlichen Experten prüfen lassen. Beide hätten ihm einen gesunden Baum attestiert. «Die Geschichte wird von der Stadt verdreht», sagt er. Im Dezember habe er der Stadt das Experten-Schreiben abgegeben, wonach vom gesamten Grundstück keine Gefahr ausgehe. «Die Stadt will hier einfach ihre Macht demonstrieren», so Doster. Dabei habe der Stadtrat selbst 1954 den Baum unter Schutz gestellt, wie ein Schreiben von damals zeigt. «Es war damit verboten, etwas an der Form zu ändern. Ich durfte keine Äste abhauen.» Erst mit der Einführung der Bau- und Zonenordnung von 1986 wurde der Schutz aufgehoben. Doster liegt die Rotbuche am Herzen. Über 70 Jahre habe er sie gehegt und gepflegt. Retten konnte er den Baum nun nicht mehr. «Gerade in der heutigen Klimadiskussion hätte man alle Mittel einsetzen müssen, einen solchen Baum zu erhalten», findet Doster.
Die Fällung ist nach ein paar Stunden vorbei und nur noch der Stumpf ragt heute aus dem Boden. «Schätzungsweise 30 Kubik Holz wurden mir von der Stadt gestohlen. Ich werde das nicht einfach so schlucken», so Doster. Er prüfe juristische Schritte. Laut der Polizei wird es keine Entschädigung geben. Im Gegenteil: «Für die Arbeiten beim Zurückschneiden wird er eine Rechnung erhalten», sagt Polizeisprecher Michael Wirz.
Sandro Portmann
«Es gibt keinen Grund, diesen gesunden Baum zu fällen», sagt Martin Doster. Die Stadt sieht das anders. Bild: spo
Die Stadt fällt eine 130-jährige Rotbuche auf einem privaten Grundstück. Sie sei zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Baumexperten widersprechen.
Natur Ungläubig steht Martin Doster vor seinem Haus und schaut zu, wie Arbeiter im Auftrag der Stadt am Mittwoch, 8. März, auf seinem Grundstück seine 130-jährige Rotbuche zersägen. Bewacht von mehreren Polizisten zerteilen schwere Maschinen den Jahrhundertbaum Stück für Stück. «Es tut so weh», sagt Doster, der die Szene aus der Ferne beobachten muss. Seit den 1930er-Jahren sei das Grundstück an der Kreuzung Römer-/Pflanzschulstrasse samt Baum im Familienbesitz. «Das ist Sachbeschädigung. Es gibt keinen Grund, diesen gesunden Baum zu fällen», so Doster. «Es ist ein Skandal, gerade in der Stadt Winterthur, die sich als Gartenstadt rühmt.» Doster wehrt sich seit Monaten dagegen, dass die Stadt seinen Baum fällt.
Das Unverständnis ist auch bei Patrick Staffa gross. Der Winterthurer Spezialist für Baumgutachten sagt: «Es geht keine Gefahr von diesem Baum aus. Es braucht lediglich ein paar Pflegemassnahmen.» Der Riss in der Gabelung mit der lokalen Fäulnis sei mit einer statischen Kronenverankerung unproblematisch. Eine solche Verankerung hat Doster Tage vor der Fällung angebracht. Dass der Baum im Kern gesund ist, zeigen die Daten der Resistograph-Messung von Staffa. Auch er beobachtet die Baumfällung vom Strassenrand aus und sagt: «Es ist heute nicht mehr möglich, dass die Stadt eine so wertvolle Biomasse aufbaut. Der Wert dieser Rotbuche ist nicht hoch genug einzustufen.»
Dass die Stadtpolizei Baumfällaktionen begleitet, kommt in dieser Form sehr selten vor. «Der Grund war in diesem Fall, dass wir den Baum gegen den Willen des Besitzers fällen mussten», sagt Michael Wirz, Mediensprecher der Stadtpolizei Winterthur. Seit Monaten stehen die Stadt und Martin Doster im Clinch. Laut Wirz habe man den Besitzer mehrfach mündlich und schriftlich darauf hingewiesen, dass er Sicherungsmassnahmen treffen müsse. Den Aufforderungen sei er nicht nachgekommen, womit die Stadt den Baum nun als Ultima Ratio zurückschneiden liess. «Um die Sicherheit wiederherzustellen», wie Wirz sagt. Dabei bezieht er sich auf ein Gutachten der Stadt, laut dem der Baum einen grossen Riss im Stamm aufweist und gefällt werden müsse. «Ein Gutachten von Doster haben wir nie gesehen.»
Doster lässt das so nicht gelten. Er habe den Zustand des Baumes von zwei unterschiedlichen Experten prüfen lassen. Beide hätten ihm einen gesunden Baum attestiert. «Die Geschichte wird von der Stadt verdreht», sagt er. Im Dezember habe er der Stadt das Experten-Schreiben abgegeben, wonach vom gesamten Grundstück keine Gefahr ausgehe. «Die Stadt will hier einfach ihre Macht demonstrieren», so Doster. Dabei habe der Stadtrat selbst 1954 den Baum unter Schutz gestellt, wie ein Schreiben von damals zeigt. «Es war damit verboten, etwas an der Form zu ändern. Ich durfte keine Äste abhauen.» Erst mit der Einführung der Bau- und Zonenordnung von 1986 wurde der Schutz aufgehoben. Doster liegt die Rotbuche am Herzen. Über 70 Jahre habe er sie gehegt und gepflegt. Retten konnte er den Baum nun nicht mehr. «Gerade in der heutigen Klimadiskussion hätte man alle Mittel einsetzen müssen, einen solchen Baum zu erhalten», findet Doster.
Die Fällung ist nach ein paar Stunden vorbei und nur noch der Stumpf ragt heute aus dem Boden. «Schätzungsweise 30 Kubik Holz wurden mir von der Stadt gestohlen. Ich werde das nicht einfach so schlucken», so Doster. Er prüfe juristische Schritte. Laut der Polizei wird es keine Entschädigung geben. Im Gegenteil: «Für die Arbeiten beim Zurückschneiden wird er eine Rechnung erhalten», sagt Polizeisprecher Michael Wirz.
Sandro Portmann
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