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Montag, 29. Mai 2023
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Was würdest du wählen? Von einem Hai gefressen zu werden oder von einem Hochhaus zu springen? Neugierige kleine Augen blicken mich fragend an. Die grossen Fragen kommen von den Kleinen. Was wäre wenn ... Auf die Selbstbestimmung von Tod und... weiterlesen
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Der Winterthurer Christian hat in der Marktgasse schlechte Erfahrungen mit Scientology gemacht. Bild: spo
Ein Winterthurer stösst sich am Stand der Scientology in der Marktgasse und lässt sich auf eine Diskussion ein. Das hat ein Nachspiel.
Standaktion Die Marktgasse lebt. Das machen sich verschiedene Organisationen zunutze. Greenpeace, Unia oder das Rote Kreuz werben hier neben Strassenmusikern um die Gunst der Passanten. Die Spenden sollen das Leid auf der Welt lindern. Doch nicht nur. Sehr präsent sind auch die Scientologen, die an verschiedenen Orten in Winterthur für neue Mitglieder werben. Christian, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, wundert sich sehr über deren Stand, als er vor ein paar Wochen durch die Marktgasse geht.
«Auf den ersten Blick hat man nicht gesehen, dass es sich um Scientology handelt», ärgert er sich. Alles habe nach einem unauffälligen Bücherstand ausgesehen. Auf dem Tisch liegt aber Scientologen-Propaganda in Form von Büchern und Flyern. «Es fängt harmlos an. Auf einem Schild steht ‹Positives Denken›. Dahinter steckt aber ein manipulatives Verhalten, es ist eine gefährliche Bauernfängerei», so der gebürtige Deutsche, der seit zehn Jahren in der Schweiz lebt.
Den Stand empfindet Christian als Provokation. Er lässt sich auf eine Diskussion mit den Standbetreibern ein, stellt kritische Fragen und warnt Passanten vor den Scientologen. «Viele, die einen Prospekt mitgenommen haben, wussten gar nicht, mit wem sie es hier zu tun haben», so Christian. Die Scientologen ihrerseits fühlen sich bedroht, forderten ihn zum Weggehen auf. Sie zücken das Handy und filmen ihn. Die Stimmung schaukelte sich auf. «Ich habe gesagt, wenn sie nicht aufhören zu filmen, gibts eins auf die Nuss», so Christian. «Im Nachhinein war das vielleicht übertrieben.» Die Scientologen rufen die Polizei, welche die Szene schliesslich auflöst. Christian erhält ein Platzverbot für die nächsten 24 Stunden.
Vor rund einer Woche läuft Christian wieder an einen Stand der Scientologen, dieses Mal beim Oberen Graben. «Ich habe nur ein paar Fragen gestellt, als nach zehn Minuten wieder die Polizei auftaucht», sagt Christian. Weil er sich nicht ausweisen konnte und schnippisch auf die Fragen der Polizei reagierte, nimmt ihn diese zur Befragung mit. In Handschellen wird Christian ein paar hundert Meter weiter weg befragt. «Das ist mir noch nie passiert. Wie ein Schwerverbrecher bin ich behandelt worden», sagt Christian. Das Verhalten der Polizei sei völlig übertrieben gewesen. Am nächsten Tag sucht er das Gespräch mit den Polizisten und deponiert auf dem Posten eine Beschwerde gegen das Verhalten des Polizisten.
Dass die Scientologen in Winterthur derzeit mehr Präsenz zeigen, täuscht laut dem Sektenexperte Georg Otto Schmid. «Wir haben keine Hinweise darauf, dass Scientology derzeit aktiver ist.» Es gebe immer weniger aktive Scientologen in der Schweiz. «Seit 1990, als es rund 3000 aktive Scientology-Mitglieder gab, ist die Zahl rückläufig. Heute gibt es nach Aussage von Ehemaligen nur noch rund 500 aktive Scientology-Mitglieder», so der Experte Schmid. Der Rückgang habe zwei Ursachen. Einerseits stamme die Anschauung aus den 1950er-Jahren und sei veraltet. «Zum anderen ist heute jedem Kind Scientology als Sekte bekannt», so Schmid. «Scientology weist zahlreiche typische Merkmale einer problematischen Gemeinschaft auf.» Und unter den Menschen, die Scientology verlassen, gebe es viele, die von negativen Erfahrungen berichteten. Anders als andere Gemeinschaften, die einfach auf das Ende der Welt warten, hätten die Scientologen auch das Ziel, die Gesellschaft zu prägen.
«Scientology sieht sich als die Spitze der Menschheitsentwicklung. Gemeinschaften, welche die Schweiz in ihrem Sinn umgestalten wollen, sind potenziell problematisch», so der Sektenexperte Schmid. Doch gerade weil die Organisation so geschrumpft ist, sieht er wenig Chancen, dass Scientology diese Pläne umsetzen könnte.
Christian findet es stossend, dass die umstrittene Glaubensgemeinschaft eine Bewilligung für einen Werbestand in der Stadt erhält. Er will mit seiner Geschichte die Menschen sensibilisieren. «Gerade in Zeiten von Corona und dem Krieg in der Ukraine sind die Menschen anfälliger für gefährliche Ideologien», sagt Christian. Bei der Stadt Winterthur macht man keine Unterschiede, wer den Stand betreibt. «Grundsätzlich kann jede Person oder Organisation einen Standplatz mieten», heisst es bei der Stadtpolizei, welche die Bewilligungen erteilt, auf Anfrage. Unterschiede gebe es einzig bei den Kosten. So seien bei einem kommerziell genutzten Stand die Gebühren höher als bei einem Info-Stand. Einzige Auflage: «Es darf nichts Illegales vorfallen an dem Stand.»
Sandro Portmann
Der Winterthurer Christian hat in der Marktgasse schlechte Erfahrungen mit Scientology gemacht. Bild: spo
Ein Winterthurer stösst sich am Stand der Scientology in der Marktgasse und lässt sich auf eine Diskussion ein. Das hat ein Nachspiel.
Standaktion Die Marktgasse lebt. Das machen sich verschiedene Organisationen zunutze. Greenpeace, Unia oder das Rote Kreuz werben hier neben Strassenmusikern um die Gunst der Passanten. Die Spenden sollen das Leid auf der Welt lindern. Doch nicht nur. Sehr präsent sind auch die Scientologen, die an verschiedenen Orten in Winterthur für neue Mitglieder werben. Christian, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, wundert sich sehr über deren Stand, als er vor ein paar Wochen durch die Marktgasse geht.
«Auf den ersten Blick hat man nicht gesehen, dass es sich um Scientology handelt», ärgert er sich. Alles habe nach einem unauffälligen Bücherstand ausgesehen. Auf dem Tisch liegt aber Scientologen-Propaganda in Form von Büchern und Flyern. «Es fängt harmlos an. Auf einem Schild steht ‹Positives Denken›. Dahinter steckt aber ein manipulatives Verhalten, es ist eine gefährliche Bauernfängerei», so der gebürtige Deutsche, der seit zehn Jahren in der Schweiz lebt.
Den Stand empfindet Christian als Provokation. Er lässt sich auf eine Diskussion mit den Standbetreibern ein, stellt kritische Fragen und warnt Passanten vor den Scientologen. «Viele, die einen Prospekt mitgenommen haben, wussten gar nicht, mit wem sie es hier zu tun haben», so Christian. Die Scientologen ihrerseits fühlen sich bedroht, forderten ihn zum Weggehen auf. Sie zücken das Handy und filmen ihn. Die Stimmung schaukelte sich auf. «Ich habe gesagt, wenn sie nicht aufhören zu filmen, gibts eins auf die Nuss», so Christian. «Im Nachhinein war das vielleicht übertrieben.» Die Scientologen rufen die Polizei, welche die Szene schliesslich auflöst. Christian erhält ein Platzverbot für die nächsten 24 Stunden.
Vor rund einer Woche läuft Christian wieder an einen Stand der Scientologen, dieses Mal beim Oberen Graben. «Ich habe nur ein paar Fragen gestellt, als nach zehn Minuten wieder die Polizei auftaucht», sagt Christian. Weil er sich nicht ausweisen konnte und schnippisch auf die Fragen der Polizei reagierte, nimmt ihn diese zur Befragung mit. In Handschellen wird Christian ein paar hundert Meter weiter weg befragt. «Das ist mir noch nie passiert. Wie ein Schwerverbrecher bin ich behandelt worden», sagt Christian. Das Verhalten der Polizei sei völlig übertrieben gewesen. Am nächsten Tag sucht er das Gespräch mit den Polizisten und deponiert auf dem Posten eine Beschwerde gegen das Verhalten des Polizisten.
Dass die Scientologen in Winterthur derzeit mehr Präsenz zeigen, täuscht laut dem Sektenexperte Georg Otto Schmid. «Wir haben keine Hinweise darauf, dass Scientology derzeit aktiver ist.» Es gebe immer weniger aktive Scientologen in der Schweiz. «Seit 1990, als es rund 3000 aktive Scientology-Mitglieder gab, ist die Zahl rückläufig. Heute gibt es nach Aussage von Ehemaligen nur noch rund 500 aktive Scientology-Mitglieder», so der Experte Schmid. Der Rückgang habe zwei Ursachen. Einerseits stamme die Anschauung aus den 1950er-Jahren und sei veraltet. «Zum anderen ist heute jedem Kind Scientology als Sekte bekannt», so Schmid. «Scientology weist zahlreiche typische Merkmale einer problematischen Gemeinschaft auf.» Und unter den Menschen, die Scientology verlassen, gebe es viele, die von negativen Erfahrungen berichteten. Anders als andere Gemeinschaften, die einfach auf das Ende der Welt warten, hätten die Scientologen auch das Ziel, die Gesellschaft zu prägen.
«Scientology sieht sich als die Spitze der Menschheitsentwicklung. Gemeinschaften, welche die Schweiz in ihrem Sinn umgestalten wollen, sind potenziell problematisch», so der Sektenexperte Schmid. Doch gerade weil die Organisation so geschrumpft ist, sieht er wenig Chancen, dass Scientology diese Pläne umsetzen könnte.
Christian findet es stossend, dass die umstrittene Glaubensgemeinschaft eine Bewilligung für einen Werbestand in der Stadt erhält. Er will mit seiner Geschichte die Menschen sensibilisieren. «Gerade in Zeiten von Corona und dem Krieg in der Ukraine sind die Menschen anfälliger für gefährliche Ideologien», sagt Christian. Bei der Stadt Winterthur macht man keine Unterschiede, wer den Stand betreibt. «Grundsätzlich kann jede Person oder Organisation einen Standplatz mieten», heisst es bei der Stadtpolizei, welche die Bewilligungen erteilt, auf Anfrage. Unterschiede gebe es einzig bei den Kosten. So seien bei einem kommerziell genutzten Stand die Gebühren höher als bei einem Info-Stand. Einzige Auflage: «Es darf nichts Illegales vorfallen an dem Stand.»
Sandro Portmann
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